Datenkrake Google: Demnächst bei Mercedes an Bord
Datenkrake Google: Demnächst bei Mercedes an Bord
Im Rahmen einer umfangreichen Neuausrichtung bei der Software setzt die Mercedes-Benz AG in naher Zukunft auf Google. Der Suchmaschinengigant soll helfen, die Navigationssoftware in den Fahrzeugen zu verbessern. Doch die Strategie ist nicht unumstritten. Schliesslich ist die Alphabet-Tochter bekannt für ihre Datensammelwut.
Neues Betriebssystem ab 2025
Ab 2025 soll das neue, konzerneigene Betriebssystem MB.OS in allen Fahrzeugen der Mercedes-Benz AG zum Einsatz kommen. Zeitgleich ist die Einführung der neuen Fahrzeugplattform MMA geplant. Der Plan sieht vor, dass sämtliche Fahrzeugfunktionen über das hauseigene Betriebssystem gesteuert werden und die Software stets aktualisiert und auf dem neuesten Stand gehalten wird. Dies teilte der Vorstand Ende Februar mit.
Demnach wird über das Betriebssystem das gesamte Infotainment gesteuert. Das bedeutet, dass unter anderem die Google-Tochter YouTube sowie die Videokonferenzdienste Zoom und Webex verfügbar sein sollen. Videostreaming soll ebenso möglich sein, wie das Veranstalten von Video-Konferenzen. Um die ambitionierten Ziele zu verwirklichen, arbeitet Mercedes mit strategischen Partnern zusammen. Neben Google hat der Luxusautohersteller den Spieleanbieter Antstream und den US-Software-Spezialisten Nvidia mit an Bord geholt.
Ambitionierte Pläne: Software-Umsätze im Milliardenbereich
Mit seiner Strategie, die eigene Technologie einzusetzen und so wenig Umsätze wie möglich an die Tech-Konkurrenz aus Silicon Valley abzugeben, verfolgt Mercedes ein ambitioniertes Ziel. Bis 2030 will das Unternehmen knapp 10 Milliarden Euro mit der Software einnehmen. Bereits 2025 will der Autobauer eine Milliarde Euro Gewinn mit der hauseigenen Software erwirtschaften. Ob sich der Umbau der Autos in rollende Computer am Ende lohnt, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass die Umstellung von Verbrenner- auf Elektroautos eine kostspielige Angelegenheit ist und Mercedes weitere Marktfelder erschliessen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Strategische Partnerschaft mit Google
Die strategische Partnerschaft mit Google bedeutet laut Mercedes die Einführung einer „neuen Generation von Navigationssystemen im Auto“. Der Fahrer muss nicht mehr sein Smartphone mit dem Fahrzeug koppeln und erhält trotzdem umfangreichen Zugriff auf die Navigationsfunktionen von Google Maps. Hinzu kommen Informationen zu individuell favorisierten Zielen wie Hotels, Tankstellen und Restaurants.
Google an Bord: Wo landen die Daten?
Die strategische Partnerschaft von Mercedes und Google wird dem einen oder anderen Mercedes-Fahrer nicht geheuer sein. Dem Suchmaschinenriesen hängt der zweifelhafte Ruf an, ein Datenkrake zu sein.
2019 sorgte ein Fall in den USA für Aufsehen, als bekannt wurde, dass Google Millionen Patientendaten abgegriffen hatte. Darunter befanden sich äusserst sensible Daten wie Laborwerte, Diagnosen und Krankenhausakten. Und das alles, ohne dass die Betroffenen davon wussten. Den Zugang verschaffte sich Google über Gesundheits-Apps, die die Patienten auf ihren Smartphones installiert hatten.
Zurück zu Mercedes: Der Autobauer verkündete auf Nachfrage, dass sämtliche Daten nur mit der ausdrücklichen Zustimmung der Fahrer geteilt und zusätzlich anonymisiert werden. Bleibt zu hoffen, dass nicht auch der Luxusautohersteller irgendwann von einem Datenleck im eigenen Betriebssystem berichten muss.