Fingerabdruck oder doch PIN?
Vor- und Nachteile der Sperrmethoden für das Handy
Jedes Smartphone kann mithilfe verschiedener Methoden entsperrt werden. Neben der klassischen PIN und dem gewischten Muster lässt sich das Display auch per Fingerabdruck entsperren. Jede Verschlüsselungstechnik hat Vor- und Nachteile, die an dieser Stelle näher beleuchtet werden.
Vor- und Nachteile der PIN
Die PIN ist eine klassische Methode, die schon lange verwendet wird, um Geräte oder Karten zu schützen. In der Regel handelt es sich um eine Zahlenkombination, die der Nutzer selbst festlegt und eingibt, um sein Smartphone zu entsperren. Die PIN kann zwischen vier und 10 Ziffern lang sein, je nach Gerät und Einstellung.
Die PIN hat den Vorteil, dass sie nicht an den Körper gebunden ist. Das heisst, sie kann nicht so leicht gestohlen werden, wie ein Fingerabdruck. Ausserdem kann die PIN jederzeit geändert werden, wenn sie von Anderen ausgespäht wurde oder wenn man sie vergessen hat.
Die PIN hat aber auch Nachteile. Zum einen muss man sich die Zahlen merken und jedes Mal eingeben, was etwas umständlich und zeitaufwendig ist. Zum anderen kann die PIN erraten oder ausgespäht werden, zum Beispiel durch Beobachtung oder durch Fingerspuren, die auf dem Display hinterlassen wurden. Wer dennoch auf diese Methode zurückgreifen will, sollte keinesfalls Kombinationen wie das eigene Geburtsdatum oder Zahlenfolgen wie 1234 verwenden.
Muster wischen? - besser nicht!
Das Muster wischen ist eine beliebte Methode, um das Display eines Smartphones zu entsperren. Es geht einfach und schnell, ist aber leider sehr unsicher. Eine Studie der Universität Lancaster kam zu dem Ergebnis, dass 95 Prozent aller Muster binnen fünf Minuten geknackt werden können. Der Grund: Viele Nutzer wählen einfache und kurze Muster, die oft Buchstaben wie das „M“, das „V“ oder das „Z“ darstellen. Diese Muster sind vorhersehbar und leicht zu knacken.
Ausserdem hinterlässt diese Entsperrtechnik Spuren auf dem Display. Wenn man mit dem Finger über das Display wischt, entstehen Fettflecken, die das Muster verraten können. Ein Unbefugter mit krimineller Energie hätte leichtes Spiel, die Spuren mit dem blossen Auge oder einer Spezialkamera zu enttarnen. Um dies zu vermeiden, müsste das Display nach jeder Nutzung abgewischt werden, was sehr umständlich ist.
Fingerabdruck – was spricht dafür und was dagegen?
Der Fingerabdruck ist ein biometrisches Merkmal, das jeden Menschen einzigartig macht. Er lässt sich nicht ohne weiteres fälschen oder kopieren wie eine PIN. Viele moderne Smartphones verfügen über einen integrierten Fingerabdrucksensor, der den Fingerabdruck des Nutzers erkennt und das Gerät entsperrt. Das ist sehr bequem und geht schnell, denn man muss sich keine Zahlen oder Buchstaben merken oder eingeben.
Allerdings sprechen einige Argumente gegen diese Entsperrmethode. Zum einen kann der Sensor verschmutzt oder beschädigt werden, was die Erkennung erschwert oder unmöglich macht. Zum anderen kann der Fingerabdruck von Dritten abgegriffen werden. Wir hinterlassen überall Fingerabdrücke: Auf der Türklinke, auf Tassen, auf Tastaturen, auf Möbelstücken, auf Handy-Bildschirmen usw. Es existieren demzufolge unzählige Orte, die Hacker nutzen können, um in den Besitz des vermeintlich sicheren „Passwortes“ zu gelangen.
Erzwungene Entsperrung durch Fingerabdruck
Wer den eigenen Fingerabdruck als Sicherheitsmethode nutzt, muss sich darüber im Klaren sein, dass die Entsperrung des Handy-Bildschirms erzwungen werden kann. Es muss nur jemand den Nutzer dazu bringen, die Finger auf den Bildschirm zu drücken und schon erweist sich die biometrische Sperre als wirkungslos.
Selbst die Polizei ist berechtigt, Fingerabdrücke abzunehmen, um das Smartphone zu entsperren. Das entschied das Landgericht Ravensburg mit dem Beschl. v. 14.02.2023 – 2 Qs 9/23. Begründet wurde das Urteil, dass das „Grundrecht auf informelle Selbstbestimmung hinter dem Interesse der Allgemeinheit an einer effektiven Strafrechtspflege zurückzustehen habe“. Wichtig: Ist das Handy mit PIN oder Entsperrmuster gesichert, muss der Betroffene diese auch im Rahmen einer polizeilichen Untersuchung nicht preisgeben.
Fazit: Sowohl der Fingerabdruck als auch die PIN haben Vor- und Nachteile als Entsperrmethode für das Smartphone. Welche Methode sicherer ist, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Gerätetyp, dem Nutzerverhalten und dem individuellen Bedrohungsszenario ab.