Amazon zeichnet Gespräche auf und analysiert sie

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Amazon zeichnet Gespräche auf und analysiert sie

Als Amazon den sprachgesteuerten Assistenten vorstellte, war die Welt begeistert. Es ist schliesslich auch eine gute Idee, denn mit Alexa kann man Musik abspielen lassen, einen Wecker stellen oder Kalender verwalten, und das alles sprachgesteuert. Wenn man sich dann im Amazon Store sogenannte "Skills" kauft, kann der virtuelle Assistent sogar Smart Home-Geräte, Spiele und Nachrichten steuern oder die Kommunikation mit einer Bank übernehmen. Auf den ersten Blick also ein ziemlich nützliches Produkt. Aber warum ist es doch nicht so lupenrein, wie es scheint?

Mittlerweile ist es bekannt, dass Amazon die Gespräche aufzeichnet und analysiert. Das hätte man sich eigentlich denken können, aber das Gerät zeichnet selbst einige Gespräche auf, welche keine Befehle an Alexa waren, ohne dass die Nutzer etwas davon wussten.

Die Menschen, die das gekauft haben und nun empört sind, sind eigentlich an ihrer eigenen Dummheit schuld. Schliesslich war es von Amazon zu erwarten. Auch wenn Amazon meint, dass es eine "extrem kleine Stichprobe" sei, so ist es trotzdem eine Frechheit. Stellen Sie sich einmal vor, Sie reden über private Dinge. Sie reden mit dem besten Freund über Dinge, die Sie sonst niemandem anvertrauen würden oder über vertrauliche Informationen in Ihrem Geschäft, und nun trifft diese Stichprobe Sie und da hört jemand mit.

Es ist, als ob wir in die Stasi-Überwachungszeit zurückgereist sind, nur mit einem Geschäftsmodell, denn Sie zahlen dafür, dass Sie abgehört werden. Eine gewinnbringendere und gleichzeitig freiwilligere Überwachung gibt es gar nicht!

Nun wollen dazu noch der Bundesnachrichtendienst und der Verfassungsschutz einen direkten Zugriff auf die Gespräche. Amazon soll gezwungen werden, den Sicherheitsdiensten Zugang zu den Geräten wie Alexa zu geben. Im Moment müssen die deutschen Behörden noch die amerikanischen Sicherheitsdienste um Zugriff auf die Daten bitten, denn in Amerika müssen die Konzerne mit den Sicherheitsdiensten zusammenarbeiten und ihnen Zugang zu den Dateien geben.

Nun kommen mir einige spekulative Fragen in den Sinn, denn wenn mir Amazon sagt, es sei eine "extrem kleine Stichprobe", wer meint denn bitte, dass die auch die Wahrheit sagen? Wir haben in letzter Zeit oft die Erfahrung gemacht, dass man amerikanischen Grosskonzernen wie Facebook lieber nicht trauen sollte.

Heisst das also, dass ich theoretisch durchgehend von Alexa abgehört werden könnte?

Eine weitere Frage: Amazon meint, dass sie die Gespräche aufzeichnen und analysieren, um eine Sprachverbesserung zu erlangen. Das ist vielleicht auch wahr, aber wer kann mir versichern, dass diese Gespräche und die enthaltenen Informationen nicht an andere weiterverkauft werden, Amazon etwa? Wir wissen, dass beim Beispiel Facebook die Informationen an z.B. Cambridge Analytica weiterverkauft wurden, selbst als Facebook meinte, sie würden das nicht tun.

Hinzu kommt, dass die Daten in der Amazon Cloud gespeichert werden. Und die in Amazon gespeicherten Daten werden vollkommen ausgewertet.

So schreibt heise.de zum Thema Datenschutz bei Cloud-Anbietern:

„Amazon kann laut Nutzungsbedingungen auf alle Dateien zugreifen, sie nutzen und aufbewahren, um den Service anbieten zu können und die Bedingungen der Vereinbarung durchzusetzen und man gibt Amazon sämtliche Genehmigungen, die dafür benötigt werden. Zu diesen Genehmigungen gehören zum Beispiel die Rechte, Dateien zu Sicherungszwecken zu kopieren, Dateien zu modifizieren, um den Zugriff in verschiedenen Formaten zu ermöglichen oder Informationen über Dateien zu nutzen, um diese für den Nutzer zu organisieren und den Zugriff zu ermöglichen. Darüber hinaus erfasst und speichert Amazon alle Informationen, die auf der Website eingegeben oder in anderer Weise übermittelt werden.“

Zudem muss Amazon nach dem amerikanischen Gesetz alle Daten an die NSA weitergeben, und die wollen bestimmt nicht nur die Sprachsteuerung verbessern.

Wenn Sie kurz vor dem Kauf eines solchen Gerätes stehen, oder es schon gekauft haben, sollten Sie die Vor- und Nachteile abwägen. Zum Schluss geht es nur um unsere Bequemlichkeit, denn einen Wecker kann ich auch ohne einen sprachgesteuerten Assistenten stellen. Wollen Sie wirklich das Risiko eingehen, überwacht und abgehört zu werden, nur damit Sie Ihre Finger weniger bewegen müssen?