Daten: Die digitale Währung der Zukunft

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Daten: Die digitale Währung der Zukunft

Zeitgleich mit dem Internet ist eine vermeintliche Gratiskultur entstanden, die sich – einmal etabliert – nicht mehr aus den Köpfen der User entfernen lässt. Digitale Angebote wie Facebook, WhatsApp, Handyspiele, Smartphone-Apps, Suchmaschinen: Alles kostenlos. Oder doch nicht? Natürlich nicht, denn die Internetnutzer zahlen mit einer eigenständigen digitalen Währung:
Persönliche Daten.

Vermeintliche Gratiskultur im digitalen Zeitalter

„Klicken Sie hier und laden Sie Ihr kostenloses E-Book herunter!“ Millionenfach sind diese und ähnlich klingende Formulierungen auf kommerziellen Webseiten zu finden. Was als vermeintlich „kostenlos“ angepriesen wird, nehmen Internetnutzer gern mit. Dass hinter der Methode eine perfide Datensammelwut steckt, machen sich nur wenige bewusst.

Gedankenlos werden Anmeldeformulare mit Anschrift, Alter, Geburtsort, E-Mail-Adresse und Familienstand ausgefüllt, nur, um an das begehrte Gratis-Produkt zu kommen. Doch das Preisgeben personenbezogener Daten ermöglicht dem Anbieter des vermeintlich kostenlosen E-Books bereits den Weiterverkauf selbiger, was oft viel lukrativer ist, als einen Preis von 5,99 CHF für jeden Download zu verlangen.

Personalisierte Werbung für gläserne Kunden

Persönliche Daten sind für die Unternehmen so wertvoll wie ein prall mit Schweizer Franken gefülltes Bankkonto. Je mehr Einzelheiten über eine Person bekannt sind, desto zielgerichteter kann personalisierte Werbung ausgespielt werden. Der gläserne Kunde ist allerdings keine Erfindung des Internetzeitalters.

Schon lange vor dem ersten Online-Verkauf dienten persönliche Daten den Unternehmen als Grundlage für das Erstellen massgeschneiderter Angebote. Die Wahl der Tageszeitung gab Aufschluss über den Bildungsgrad, der Wohnort enthielt Hinweise auf die finanzielle Situation und die Kaufkraft. Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst profitieren in Deutschland beispielsweise noch heute von günstigeren Tarifen bei der Kfz-Versicherung.

Datenwirtschaft: Markt mit enormem Wachstumspotenzial

Der Handel mit persönlichen Daten ist zu einem Milliardengeschäft herangewachsen. 2020 tummelten sich weltweit 4.000 Daten-Broker in diesem Markt, die insgesamt einen Umsatz von 200 Milliarden US-Dollar erzielten (Quelle: Wirtschaftswoche). Experten gehen davon aus, dass allein der Datenmarkt in Europa bis zum Jahr 2025 auf bis zu 82 Milliarden Euro ansteigen wird. Und das, nachdem im Jahr 2018 „nur“ 60 Milliarden Euro in diesem Segment umgesetzt wurden.

Die enormen Summen, die sich mit dem Verkauf persönlicher Daten erzielen lassen, rufen auch Kriminelle auf den Plan. Im Januar 2023 waren nach einem Cyberangriff auf die Telekom-Tochter T-Mobile US rund 37 Millionen Kunden betroffen. Nach Unternehmensangaben sei es möglich, dass die Hacker Telefonnummern samt Rechnungsadressen und Geburtsdaten erbeutet haben.

Daten als Währung

Die riesigen Mengen an personenbezogenen Daten, die täglich auf dem Globus erfasst, verarbeitet und gespeichert werden, haben das Potenzial zur digitalen Währung der Zukunft. Eine Währung muss folgende drei grundlegende Eigenschaften besitzen:

  • Sie muss als Speicher dienen
  • Sie muss ein von zwei oder mehr Parteien akzeptiertes Tauschmittel sein
  • Sie muss als Masseinheit fungieren

Erfüllen Daten diese drei Grundvoraussetzungen – und der Weg dorthin ist nicht weit – können sie die Rolle einer Währung einnehmen. Um als Masseinheit zu gelten, müssen Daten qualitativ hochwertig sein.

Gefahren durch die Datensammlung

Die Datensammelwut vieler Unternehmen, mit den Tech-Giganten Google, Facebook und Amazon an vorderster Front, birgt für jeden Nutzer reale Gefahren. Nicht ohne Grund befindet sich der Sitz häufig in Ländern, die es mit den rechtlichen Rahmenbedingungen nicht so genau nehmen und Verstösse gegen den Datenschutz nicht ahnden.

Spürbare finanzielle Nachteile drohen unter Umständen den Nutzern von sogenannten „Wearables“, also Endgeräten, die am Körper getragen werden wie Fitnesstracker, Smartwatch und Co. Einige erheben äusserst sensible Gesundheitsdaten zur Pulsfrequenz, zum Blutdruck oder auch zum Blutzuckerpegel. Werden die Daten an Versicherungsunternehmen verkauft, kann das finanzielle Folgen für die Nutzer haben.

Nutzerverhalten als Schlüssel

Der Datensammelwut vieler Unternehmen können die User langfristig nur mit einer Änderung des Nutzerverhaltens begegnen. Jeder kann selbst entscheiden, ob die Preisgabe persönlicher Daten die Gratis-Ausgabe eines E-Books rechtfertigt. Deutschlandweit hat darüber hinaus jeder Nutzer das Recht, von einem Anbieter kostenfreier Produkte einen Überblick über die gespeicherten Daten zu erhalten. Auch kann eine Löschung, Sperrung oder Berichtigung beantragt werden.