Kinderfotos in sozialen Medien – die unterschätzte Gefahr

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Das Teilen von Kinderfotos in sozialen Medien ist für viele Eltern eine Selbstverständlichkeit. Stolz präsentieren sie die glücklichen Momente ihrer Kinder, sei es der erste Schultag, der Geburtstag oder einfach ein lustiger Schnappschuss im Garten. Doch hinter der vermeintlich harmlosen Geste lauert eine dunkle Gefahr: Der Missbrauch von Kinderfotos auf Seiten mit illegalen Inhalten, insbesondere Kinderpornografie.

ARD-Recherche enthüllt Erschreckendes

In den letzten Jahren hat die Verbreitung von Kinderpornografie im Internet besorgniserregende Ausmasse angenommen. Dabei werden nicht nur gestohlene oder heimlich aufgenommene Bilder genutzt, sondern auch scheinbar unbedenkliche Kinderfotos, die arglos von Eltern in sozialen Medien geteilt werden. Diese werden von kriminellen Organisationen gesammelt, bearbeitet und für ihre widerlichen Zwecke missbraucht. Das ergab eine umfangreiche Recherche von Reporterteams des ARD-Politmagazins „Panorama“ und des Reportageformats „STRG_F“.

Demnach unternehmen die Täter regelrechte Beutezüge in sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram. Aus privaten Social-Media-Accounts werden systematisch Aufnahmen von Kindern gestohlen, die anschliessend auf illegalen Fotoplattformen für Pädosexuelle auftauchen. Die Bilder werden häufig mit obszönen Kommentaren versehen. Gelegentlich werden sogar die privaten Social-Media-Profile verlinkt.

Bilder in Foren für Kinderpornografie

Die Recherche-Teams von „Panorama“ und „STRG_F“ wurden in verschiedenen Foren für Kinderpornografie im Darknet fündig. Gestohlene Kinderfotos von Facebook und Instagram fanden sie in einer Kategorie mit der Bezeichnung „Non Nude“ (nicht nackt). Die Rückverfolgung zu privaten Social-Media-Accounts war möglich, weil die Plattformen in den Metadaten jeder Bilddatei einen zweifelsfreien Hinweis auf die Herkunft, einen sogenannten Tracking-Code, speichern. Diese Markierung wird auch nicht aufgehoben, wenn ein Bild an einem anderen Ort in unveränderter Form wieder hochgeladen wird.

Verheerende Konsequenzen für Kinder und ihre Familien

Die meisten Eltern sind sich der Gefahr, die von ihren Aktivitäten in sozialen Medien ausgeht, nicht bewusst. Häufig werden Profile von Kindern erstellt, ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Öffentliche Profile ermöglichen es Fremden, auf die Bilder zuzugreifen und sie ohne Zustimmung der Eltern zu verwenden. Die Konsequenzen für die betroffenen Familien sind verheerend. Nicht nur, dass die Privatsphäre der Kinder verletzt wird, auch die psychischen Auswirkungen können gravierend sein. Kinder, die erfahren, dass ihre Fotos für illegale Zwecke missbraucht wurden, leiden nicht selten unter schwerwiegenden Traumata. Zudem ist die rechtliche Verfolgung der Täter oft schwierig, da viele dieser kriminellen Organisationen ihre Spuren geschickt verschleiern.

Schutz vor Missbrauch hat oberste Priorität

Um Kinder vor Missbrauch zu schützen, ist es wichtig, dass Eltern sich der Risiken bewusst werden und entsprechende Massnahmen ergreifen. Dazu gehört vor allem die Überprüfung der Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Medien. Es sollte vermieden werden, Fotos öffentlich zu teilen. Stattdessen sollte der Zugriff auf Bilder auf einen engen Freundes- und Familienkreis beschränkt werden.

Viele wissen gar nicht, dass sich in Handyfotos GPS-Koordinaten verbergen können, die Rückschlüsse auf den Entstehungsort zulassen. Aus diesem Grund ist es ratsam, die GPS-Funktion zumindest auf Kinderfotos zu deaktivieren, um die Verfolgung des Aufenthaltsorts zu erschweren. Darüber hinaus sollten Eltern ihre Kinder über die Gefahren im Internet aufklären und sie für einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien sensibilisieren.

Trotz aller Vorsichtsmassnahmen: Der beste Schutz für Kinder ist es immer, erst gar keine Schnappschüsse vom Nachwuchs auf Social-Media-Plattfomen wie Facebook oder Instagram zu veröffentlichen.