Der Weg zur totalen Überwachung

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Tags: Polizei App Gesichtserkennung Überwachung Datenschutz privacymatters privacy Privatsphäre Daten Missbrauch Datenbank

Die Polizei in Wales will eine App testen, die es Polizisten ermöglicht, vor Ort die Identität einer kontrollierten Person auszumachen. Es ist jedoch ein sehr heiss umstrittenes Thema, da stark in die Grundrechte des Menschen eingegriffen wird, was einigen gar nicht gefällt.

Über die nächsten 3 Monate plant die Polizei für 50 Beamte eine Gesichtserkennung-App bei Routinekontrollen zu testen. Das Smartphone wird somit ein Arbeitsgerät der Polizei, mit welchem man Fotos der Gesichter der kontrollierten Personen aufnimmt und diese in einer Datenbank abgleicht.

Der stellvertretende Polizeipräsident der Polizei in South Wales argumentiert, dass dank der App eine einfachere und schnellere Identifizierung einer kontrollierenden Person. Man kann vor Ort die Identität feststellen, anstatt mit dem Verdächtigen zur Polizeistation fahren zu müssen. Die Polizisten, die mit der App arbeiten würden, würden unter strenger Beobachtung stehen und werden zum verhältnismässigen Einsatz ausgebildet.

Ein Gegner der Gesichtserkennung in England ist die britische Menschenrechtsorganisation Liberty, welche gerichtlich gegen die Polizei in England und Wales vorgeht. Ihr Ziel: Ein allgemeines Verbot von Live-Gesichtserkennungsmassnahmen. Solche Überwachungstechnologien werden bereits bei Grossveranstaltungen eingesetzt, um übertragene Bilder mit Beobachtungslisten abzugleichen.

Meiner Meinung nach sind die Argumente des Polizeipräsidenten schwach. Es gibt zwei Gründe. Der erste Grund ist, dass Polizisten trotz allem Daten weitergeben und verkaufen können. Datenmissbrauch ist vorprogrammiert. Vielleicht nicht bei den 50 Testpersonen, aber sobald die Testphase durch ist und das Experiment auf das ganze Land ausgerollt wird, ist dies nicht mehr möglich. Mehrere tausend Beamte kann man nicht bewachen, wer soll es denn auch tun? Die Polizei?

Des Weiteren stellt sich die Frage, ob die Polizisten anschliessend die Bilder der fotografierten Menschen speichern oder löschen. Denn wenn sie die Bilder speichern, bedeutet das, dass die Polizei über die Jahre eine Datenbank von der gesamten Bevölkerung haben wird. Und nicht nur irgendwelche Websitedaten, sondern das Gesicht jedes Bürgers. Problem dabei sind Hackerangriffe, welche nicht unwahrscheinlich sind. Erst kürzlich wurde eine Sicherheitslücke beim südkoreanischem Sicherheitsunternehmen Suprema gefunden. Das Sicherheitsunternehmen wird auch von der Polizei und Behörde benutzt. Laut Sicherheitsexperten konnten sie auf Biometrische Daten von Millionen Menschen zugreifen.

Allgemein ist es ein tiefer Eingriff in die Privatsphäre. Man hat mit Sicherheit ein Profil ihrer Interessen anhand ihrer Daten. Mit dem Foto und der Biometrischen Daten haben sie zum Schluss alles über Sie.

Es ist Kontrolle. Totale Kontrolle. Und wenn die Menschen weiterhin so gleichgültig mit Ihren Daten umgehen, wird man die von der Bevölkerung freiwillig abgegebenen Daten benutzen und missbrauchen. Dann aber nicht nur für eine gute Produktplatzierung, sondern zur Erbauung eines totalitären Staates, der noch schlimmer wird als in den Stasi-Zeiten.

Milliardenfach Daten zu sammeln fällt Geheimdiensten ungleich leichter, als daraus zeitnah die richtigen Schlüsse zu ziehen. Achim Reichert