Sollte TikTok verboten werden?

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TikTok ist eine beliebte Social-Media-Plattform, die Millionen von Nutzern weltweit begeistert.  Allerdings steht sie immer wieder im Zentrum kontroverser Debatten. In den USA wird seit Längerem ein Verbot diskutiert und auch in Europa mehren sich die Stimmen, die die App aus dem Verkehr ziehen wollen. 

TikTok: Probleme mit dem Datenschutz

TikTok ist eine App des chinesischen Unternehmens Bytedance. Die App sammelt eine breite Palette von Nutzerdaten, darunter Inhalte aus Audio- und Videochats, den Aufenthaltsort über GPS (manchmal bis zu einer Abfrage alle 30 Sekunden), IP-Adressen, Namen von Netzwerkverbindungen, MAC-Adressen von Routern und Smartphones, Informationen über gerootete Geräte und sogar Daten aus der Zwischenablage auf iPhones. 

Die Datenschutzerklärung von TikTok gibt an, dass Nutzerdaten an Drittanbieter weitergegeben werden, die bei der Bereitstellung der Plattform unterstützen. Vor allem die Sorge, dass die abgegriffenen Daten in China missbraucht werden könnten, treibt die Befürworter eines TikTok-Verbots um. Die Frage, ob dieser Schritt gegangen werden sollte, ist komplex und erfordert eine ausgewogene Betrachtung der Argumente für und gegen ein Verbot. 

Argumente für ein TikTok-Verbot

TikTok hat wiederholt Kritik für den Umgang mit Nutzerdaten erhalten. Die App sammelt eine Vielzahl von Informationen, und es gibt Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und des Schutzes dieser Daten. Darüber hinaus gibt es Vorwürfe, dass TikTok Algorithmen nutzt, um bestimmte Inhalte zu fördern und andere zu unterdrücken, was Fragen zur Transparenz und Fairness aufwirft. Aufgrund der Popularität der App bei jüngeren Nutzern haben einige Länder Altersbeschränkungen eingeführt, um Kinder und Jugendliche zu schützen. In einigen Ländern, wie den USA, wird TikTok als potenzielle Bedrohung für die nationale Sicherheit angesehen, da befürchtet wird, dass die chinesische Regierung Zugang zu den Daten amerikanischer Bürger erhalten könnte. 

Argumente gegen ein TikTok-Verbot

Trotz zahlreicher Argumente, die für ein Verbot der Videoplattform sprechen, gibt es einige Argumente, die dagegen sprechen. Stichwort Meinungsfreiheit: Ein Verbot von TikTok könnte als Eingriff in die Meinungsfreiheit angesehen werden, da die Plattform ein Ort für kreative Expression und den Austausch von Ideen ist. TikTok bietet darüber hinaus Unternehmen und Influencern eine Plattform, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu bewerben. Ein Verbot könnte demzufolge negative wirtschaftliche Folgen haben. Auch der kulturelle Austausch wäre betroffen, denn TikTok bietet Nutzern die Möglichkeit, Inhalte aus verschiedenen Teilen der Welt zu entdecken und zu teilen. 

TikTok-Verbot ist fragwürdig

Ob ein TikTok-Verbot tatsächlich durchgesetzt werden kann, ist aus heutiger Sicht fragwürdig. Fakt ist: Die Europäische Union hat ein förmliches Verfahren gegen TikTok eingeleitet, um zu prüfen, ob die Plattform gegen den Digital Services Act (DSA) verstossen hat. Die Untersuchung konzentriert sich auf mehrere Bereiche, darunter Jugendschutz, Transparenz bei Werbung, Datenzugang für Forscher sowie Risikomanagement in Bezug auf süchtig machendes Design und schädliche Inhalte.

Im Falle eines Verstosses gegen den DSA könnte die EU-Kommission bestimmte Funktionen der App aussetzen und Strafzahlungen von bis zu einem Prozent des weltweiten Jahresumsatzes festlegen. Für Regierungen und Politiker ist der Umgang mit TikTok zumindest eine Gratwanderung. Vor diesem Hintergrund erstaunt es umso mehr, dass selbst der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz mit einem eigenen Account auf der chinesischen Videoplattform präsent ist.